Schnee im Juni
ANFANG NOVEMBER
... entschlossen wir uns unser noch junges Kind «Farbstoff» erneut mit einem Ausstellungsprojekt spazieren zu führen. Dies in Verbindung mit den offenen Künstlerateliers "5ünfstern" Ende Juni 2020. Wir wollten es ganz locker angehen. Erste Fotos von Stoffkreationen trafen ein mit der Frage, kannst du dir vorstellen hier bildnerisch in den Dialog zu finden? Ende Februar trugen wir bei Kaffee und Kuchen unsere Gedanken und Ideen mit einer wohltuenden Leichtigkeit zusammen. Der «schwangere» Winter, welcher den Frühling als eine Art Versprechen schon in sich trägt, gab der Ausstellung ihren Titel. Die weisse Decke, die alles ruhig werden lässt, die Erde die sich darunter erholt, bis die neue Kraft sich regt und wieder nach oben strebt. Introvertiertheit, Ruhe und Beschützerinstinkt, verstärkt mit dem Schneeflockenvorhang, welcher nur einzelne Durchblicke zulässt. Knapp zwei Wochen später hat uns die Coronakrise kalt erwischt. Wir sind plötzlich als Gesellschaft aufgefordert diesen Zustand intensiv zu leben. Das moderne Wort dafür heisst Lockdown. Ob die Ausstellung im Juni öffentlich zugänglich gemacht werden darf ist ungewiss. Unsicherheit und Angst um uns und unsere Liebsten begleiten uns. Auf einmal hat das Leben eine neue Färbung erhalten. Und die Frage drängte sich auf: «Wo waren unsere Antennen». Widmen wir uns nicht auch den "grossen" Fragen von Rhythmen und Veränderung, gewonnenem Raum, Stabilität, Balance und Dysbalance? Vielleicht wird es eine Art Bühnenstück ohne Publikum. Die Werke schlussendlich in die «Welt» zu geben ist immer wieder mit einer Portion Aufregung und grosser Freude verbunden. Nicht nur das Gestalten ist dabei entscheidend auch das Konzept der Präsentation eine erneute Suche nach Balance. Kunst darf, soll berühren, soll erfahrbar sein. Diese unsichtbare Aura die ein Werk umgibt lässt sich nur bedingt auf ein Foto übertragen.
Für uns hat sich der Weg, egal wie es sich entwickelt, auf jeden Fall gelohnt. Diese Zeit der Isolation öffnete viel Raum um unserem Experimentiergeist freien Lauf zu lassen.
Gerne denke ich an die schönen Begegnungen zurück, die lauschige Zeit im Garten, bei Kaffee und Kuchen, den Katharina fleissig gebacken hat. Danke Sara, dass du uns erneut mit deiner Stimme verzaubert hast, danke Marcel und Roberto für eure wertvolle Unterstützung. Danke ihnen liebe Besucherinnen und Besucher für ihr Interesse an unserem Wirken.